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Talent ist ein komplexes soziales Phänomen

Genetiker sagen: „Die Gene sind Bleistift und Papier, aber die Geschichte schreiben wir selbst.“ Das Talent eines Menschen hängt laut Andreas Salcher von vier Faktoren ab: Erstens von der genetischen Veranlagung. Zweitens von dem Umfeld von Gesellschaft, Eltern, Lehrern und Freunden. Drittens von der Eigenmotivation und schließlich vom Zufall. Talent ist dabei keine Eigenschaft wie ein hoher Intelligenzquotient (IQ), die einem Menschen angeboren ist, sondern ein komplexes soziales Phänomen. Schon allein was in einer Gesellschaft als besonders wertvolle Eigenschaft gewertet und daher anerkannt wird, ist sehr unterschiedlich. Andreas Salcher nennt ein Beispiel: „So galt Epilepsie in manchen Kulturen als göttliche Gabe und wurde hoch verehrt.“ In den westlichen Gesellschaften gelten Menschen, die einen IQ höher als 130 haben, als besonders begabt. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Talent ist eine Entwicklungschance

Das hängt mit dem sehr hohen Stellenwert zusammen, den man dem abstrakten Denken gibt. Talent kann man sich daher am besten als eine Entwicklungschance vorstellen, und nicht als etwas, das man hat oder nicht. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der sich über Jahre entfaltet, und nicht als etwas, mit dem man geboren ist und das man für den Rest des Lebens besitzt. Talent bei Kindern bedeutet daher immer nur die Möglichkeit, dass etwas Besonderes daraus wird.

Andreas Salcher erklärt: „Angeborenes Talent auf einem bestimmten Gebiet erhöht die Wahrscheinlichkeit, auch besser Leistungen zu erzielen.“ Voraussetzung dafür sind Umweltbedingungen, die es überhaupt erst ermöglichen, dass sich ein Talent entwickeln kann. Es ist beschämend, dass auch reiche Länder wie die USA, Deutschland und Österreich nicht in der Lage sind, allen Kindern zumindest Lesen und Schreiben in einer ausreichenden Qualität beizubringen.

Forschung macht auch Freude

Dies zeigen in diesen Staaten die erschreckend hohen Prozentsätze von funktionalen Analphabeten, die nicht sinnerfassend lesen können. Talentierte Schüler, deren Hauptmotivation von der Ausübung ihrer Begabung herrührt, sind glücklicher mit ihrem Leben. Zudem sind sie langfristig erfolgreicher. Es gibt ähnlich talentierte Schüler, die primär durch Druck oder die Erwartung von zukünftigen Belohnungen motiviert sind. Diese verlieren oft die Lust an ihrem Talent, hören auf, es auszuüben und es ist für sie selbst und alle anderen verloren.

Die Wahrscheinlichkeit, eine Begabung, die in der Pubertät nicht mit viel Konzentration, hoher Intensität und Freude ausgeübt wird, im späteren Leben tatsächlich zu nutzen, ist sehr gering. Im besten Fall wird dann ein Hobby daraus. Junge Naturwissenschaftler sollten deshalb schon früh erleben, dass Forschung auch Freude macht und nicht nur Pflicht ist. Dagegen is es für junge Künstler entscheidend, rechtzeitig zu beginnen, über den langfristigen Nutzen ihres Schaffens nachzudenken. Quelle: „Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies

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